B-Shapes
Through the Prism of Borders
Through the Prism of Borders ist der Beitrag von Lungomare für B-Shapes – Borders Shaping Perceptions of European Societies, einem Forschungs- und Innovationsprojekt von Horizon Europe, das die Rolle der Grenzen bei der Gestaltung der Wahrnehmung von Gesellschaft, Kultur, Erbe und Zugehörigkeit untersucht.
Als Partner von B-Shapes arbeitet Lungomare mit acht europäischen Universitäten, einem Forschungsinstitut, einem Nationalmuseum, einer Stiftung, einer politischen Vereinigung und einem Beratungsunternehmen zusammen, um eine Reihe künstlerischer site-specific Produktionen zu realisieren, die darauf abzielen, darüber nachzudenken, wie öffentliche, individuelle und räumliche Narrative ein differenzierteres Verständnis von Grenzregionen beeinflussen und prägen.
Unter dem Titel Through the Prism of Borders finden die künstlerischen Interventionen in zwei europäischen Grenzregionen statt. Die Künstler*innen Georgi Bogdanov, Boris Missirkov, Esra Ersen, Ivan Moudov und ZimmerFrei arbeiten entlang der südosteuropäischen Grenze zwischen Bulgarien, Griechenland und der Türkei, während Zorka Wollny in Český Těšín/Cieszyn tätig ist, einer Stadt, die von der tschechisch-polnischen Grenze geteilt wird. Als performative Handlungen im Kontext von „Borderscaping“ schlagen die realisierten Arbeiten vor, eine andere Verhandlung über Grenzen und den damit verbundenen Erzählungen in Europa zu führen.
Das Konzept der „Borderscapes“ impliziert „… eine Verschiebung von festgeschriebenem Wissen hin zu einem Wissen, das in der Lage ist, einen Raum von Akteuren, Erfahrungen und Repräsentationen zu beleuchten, die in Verhandlung stehen (…) und neue politische Möglichkeiten eröffnen (…).“¹ Als Antwort auf diesen Impuls und durch das Prisma der Grenzen betrachtet, stellen die Arbeiten Fragen wie: Wie lassen sich Narrative über Grenzen und die Gebiete, die sie begrenzen, überdenken und dekonstruieren? Wie sind kulturelle und historische Phänomene in Landschaften eingeschrieben? Wie leben die Bewohner*innen in diesen Gebieten? Welche wechselseitigen Einflüsse gestalten die kulturellen Identitäten Europas und prägen die Wahrnehmung von Ländergrenzen?
Die site-specific produzierten Arbeiten untersuchen die komplexen politischen Realitäten und die schwierige Geschichte die diese Gebiete kennzeichnen, um durch unterschiedliche Perspektiven ein tieferes Verständnis für die Gegenwart und die Zukunft Europas zu schaffen. Im Rahmen aktueller politischer und kultureller Debatten setzen sich die Werke mit historischen Ereignissen, lokalen Symboliken, Infrastrukturen an den Grenzen und den persönlichen Geschichten der Bewohner*innen in Grenzregionen auseinander.
¹ Chiara Brambilla, Exploring the Critical Potential of the Borderscapes Concept, 2015
Die Webseite
B-Shapes präsentiert sich über eine Website, deren Design die Vielschichtigkeit der Forschung widerspiegelt. Begleitet von einer minimalistischen Grafik und lebendigen Farben zeichnet sich die Seite durch gebrochene Linien aus, die dazu einladen, von einer Seite der Grenze zur anderen zu wechseln. Das Grundkonzept des Layouts besteht darin, die starren Grenzen des Bildschirms aufzubrechen und die Website als eine Art Karte/Kompass zu gestalten, der bei jeder Navigation eine neue Orientierung sucht.
Die Seite ist in die Bereiche „Timeline“, „Artists“ und „Borderlands“ unterteilt, die wie Kompassnadeln schweben und sowohl den bereits zurückgelegten Weg als auch die noch zu erkundenden Perspektiven anzeigen. Die wichtigste Aufgabe dieser Onepage-Website besteht darin, Projekte, Veranstaltungen und die erforschten Grenzen mittels erweiterbarer Abschnitte zu präsentieren, wodurch eine fließende und intuitive Navigation ermöglicht wird.
Die Veranstaltungen
Sound Match von Zorka Wollny
Grenzgebiet: Tschechische Republik – Polen
Wie klingt eine Grenze? Zorka Wollny lädt den Komponisten und Musiker Martin Dytko zu einem „sound match“ ein, um die Grenzlandschaften zwischen der Tschechischen Republik und Polen zu erkunden. In einem co-kreativen Prozess mit den Bewohner*innen von Český Těšín/Cieszyn und Ostrava vertieft sich die Gruppe in die Erzählungen über die Bedeutung und Materialisierung von Grenzpraktiken, die als integraler Bestandteil des Alltagslebens gelten. Die auf Stimme und Klang basierende Forschung betrachtet die Grenzzone als Ort der Begegnung, Interaktion und des Konflikts.
Die Konzerte, die am 2. und 3. Oktober 2024 in der ehemaligen Synagoge von Český Těšín stattfanden, wurden im Rahmen des 33. Internationalen Theaterfestivals im Krytyka Polityczna-Zentrum in Cieszyn aufgeführt. Die beiden Performances wurden Teil eines Video-Kunstwerks der Künstlerin.
Für die Veranstaltung wurde eine Broschüre entworfen, die wie die Performance und das Atelier des Künstlers die Rolle der Grenze und ihre Position grafisch reflektiert. Durch die weißen Zwischenräume auf der Seite und die Faltungen des Papiers sind die Grenzen zwischen den Sprachen der Geschichten nicht mehr so weit entfernt. Die Seiten werden von dünnen gepunkteten Linien durchzogen, die die Leser*innen zum Falten einladen und so die drei Sprachen Polnisch, Tschechisch und Englisch in einen Dialog bringen. Was das Layout betrifft, so wurden die Texte so platziert, dass sie trotz unterschiedlicher Schriftarten und Sprachen die gleiche Anzahl von Zeilen einnehmen, um sich auf den Seiten zu spiegeln. Diese Suche nach Korrespondenz wird zu einem Raum des gegenseitigen Kennenlernens und erzählt von einer Grenze, die ein kontinuierlicher Treffpunkt ist.
Jahr
2023 – ongoing