Fiumicina ist ein Projekt von Johanna Dehio, Mascha Fehse und Johanna Padge für FLUX – Aktionen und Raumerkundungen entlang der Flüsse, ein Langzeitprojekt initiert von Lungomare, das sich mit den Flusslandschaften Bozens aus variierenden Perspektiven auseinandersetzt.

Die Fiumicina ist eine offene Küche am Fluss, in der die Lebensmittelversorgung nicht mehr als rein privater Konsumakt, sondern als Gemeinschaftsaktivität gelebt wird. Die vielen Hände, die am Zubereiten einer Mahlzeit beteiligt sind, bekommen Sichtbarkeit (von der Ernte auf dem Feld, über die Weiterverarbeitung, bis zur Zubereitung). Der öffentliche Raum bietet den idealen Rahmen, um kollaborative Prozesse als Mittel zur nachhaltigen Gestaltung unserer Umwelt zu initiieren.

 

Die Fiumicina will die transformative Kraft der Elemente Sonne und Wasser, mit denen alle Menschen sehr vertraut sind, bewusst in dem angewandten und unmittelbaren Kontext der Küche und des Kochens erfahrbar machen und damit an einer umweltverträglichen Ressourcennutzung und einer klimabewussten Ernährung arbeiten.

 

Die Fiumicina wird eine minimale Infrastruktur für Aufenthalt und Lebensmittelzubereitung anbieten. Dazu gehören Sitzgelegenheiten und Arbeitsflächen und ein experimenteller, skulpturaler Solarkocher. Rundherum gibt es eine Plattform für Workshops, diskursive und spielerische Aktivitäten für alle.

 

Fiumicina initiierte als erste Phase im Juli 2022 gemeinsam mit Bewohner*innen und Expert*innen entlang des Flussufers der Eisack eine 3-tägige improvisierte Küche sowie drei Workshops zu den Themen: Bauliche Improvisation, Spontane Kräuter am Fluss und Experimentelles Kochen und Backen.

 Experimente mit der Sonne  – Öffentliches Programm

Im 2024 kehrt Fiumicina nach Bozen zurück, um eine offene Solarküche zu ko-kreieren, die vorübergehend am Flussufer im Rahmen des öffentlichen Programms im Juni und des Festivals im September installiert wird.

 

Während der öffentlichen Veranstaltungstage schlägt Fiumicina einen Weg der Mitgestaltung vor, bei dem traditionelle Kochtechniken unter Verwendung von Solarenergie erforscht werden, wobei die Herkunft und der Bezug von Ressourcen hinterfragt und unterschiedliches Wissen über Lebensmittel in einen Dialog gebracht werden, um ein bewussteres und nachhaltigeres Nachdenken über die Verwendung und Zubereitung von Lebensmitteln zu fördern.

 

Direkt am Ufer der Talfer ermöglicht Fiumicina den Menschen in Kontakt mit dem Wasser zu sein und einen Raum des Austauschs zu erleben zwischen verschiedenen Wesen, Generationen, Sprachen, Kulturen und Wirtschaftssystemen. Es ist ein geselliger Ort und ein Ort der Forschung im öffentlichen Raum: Küchen sind Orte des Zusammenkommens von Zutaten, Menschen und Wissen, wodurch sich Möglichkeiten des Austauschs und der Nähe eröffnen.

 

Ein wichtiges Element in unseren Praxen ist die Erprobung, die bauliche Umsetzung und Programmierung vor Ort mit vielen Akteur*innen. Dieser gemeinschaftliche und in Teilen ergebnisoffene Prozess ist Grundlage für das Entstehen eines Ortes, für den Menschen auch mittel- oder längerfristig Verantwortung übernehmen wollen.

 

Für das Programm sucht die Fiumicina Kooperationspartner*innen in und um Bozen, die entweder als Expert*innen ihr Wissen einbringen – zum Beispiel beim gemeinsamen Zubereiten von Lebensmitteln, oder dem Bau einer Solarkochstation – oder die Lust haben, die Küche als Ort der Begegnung durch eine regelmäßige Bespielung mitzugestalten. In Zusammenarbeit mit EURAC Resarch Institut für Regionalentwicklung, wird ein Prozess der Beteiligung und des Aufbaus einer Gemeinschaft entwickelt, um ein zukünftiges Managementmodell für Fiumicina als Gemeingut zu entwerfen.

 

Entdecken Sie das vollständige Programm hier!

Die Designerin Johanna Dehio (*1984) arbeitet in unterschiedlichen Konstellationen an angewandten Forschungs- und Designprojekten im sozialen und kulturellen Kontext. Verschiedene Aspekte von Improvisation dienten immer wieder als Impuls und Inspiration für ihre Arbeit, die die Beziehung zwischen Mensch, Objekt und Raum als Thema hat. Alle Aspekte des Design sind auf das Lebensumfeld und die Situation des Menschen zurückzuführen und darin kontextualisiert. In mehreren Kooperationsprojekten bezieht sie sich auf das Kochen als Metapher für kulturelle Prozesse und nähert sich so komplexen Fragestellungen anhand von exemplarischen praktischen oder sinnlichen Erfahrungen. Sie lehrt an der Universität der Künste Berlin (UdK), der Freien Universität Bozen (unibz) und der HfbK Hamburg und hält Workshops und Vorträge.

Johanna Padge studierte Design und Kunst in Halle und Hamburg. Sie ist Tischlermeisterin und arbeitete im Handwerk und in Bildungsprojekten in Frankreich, Deutschland, Mali und Mosambik. Als Gestalterin setzt sie sich mit den Themen partizipative Gestaltung, Teilhabe und Stadtplanung auseinander. Ihre Arbeiten nehmen Form an in gestalteten Räumen, Ausstellungen, Publikationen, Archiven, Workshops und Gesprächen. Ihr Interesse gilt hier sowohl der sozialen als auch der gebauten Architektur, die sie als prozesshaft begreift.

Mascha Fehse lebt in Berlin und arbeitet zwischen Kunst, Architektur und Design. Ihre Arbeit befasst sich mit Fragen, die den öffentlichen Raum und Gemeingut betreffen. Sie konzentriert sich auf Auseinandersetzungen im Mikro-Maßstab, angewandte experimentelle Ansätze und einen Design-Diskurs, der Neugierde auslöst und Raum für eine Vielzahl von Perspektiven lässt. Ihre Arbeiten kreisen um soziale Konstellationen, infrastrukturelle Beziehungen, strukturelle Verbindungen, ökologische Abhängigkeiten, imaginative Assoziationen und konstruktive Spannungen und haben zu einer Reihe von kollaborativ produzierten und sozialen Räumen geführt.

Jahr

2022 – ongoing

Künstlerische Leitung

Angelika Burtscher, Daniele Lupo

Ein Projekt von

Lungomare

Im Rahmen von

FLUX – River interventions and explorations

Ort

Bozen

Grafik-Design

Chiara Cesaretti, Linsey Dolleman, Cecilia Tommasi

Produktion und Koordination

Paola Boscaini, Elisa Del Prete, Ada Keller

Künstler:in

Johanna Dehio, Johanna Padge, Mascha Fehse

Fotodokumentation

Elisa Cappellari

Mit der Unterstützung von

Provincia Autonoma di Bolzano-Dipartimento Cultura, Comune di Bolzano-Ufficio Cultura, Regione Autonoma Trentino-Alto Adige, ifa - Institut für Auslandsbeziehungen, Fondazione Cassa di Risparmio.