Fiumicina ist ein Projekt von Johanna Dehio, Mascha Fehse und Johanna Padge für FLUX – Aktionen und Raumerkundungen entlang der Flüsse, ein Langzeitprojekt initiert von Lungomare, das sich mit den Flusslandschaften Bozens aus variierenden Perspektiven auseinandersetzt.

Die Fiumicina ist eine offene Küche am Fluss, in der die Lebensmittelversorgung nicht mehr als rein privater Konsumakt, sondern als Gemeinschaftsaktivität gelebt wird. Die vielen Hände, die am Zubereiten einer Mahlzeit beteiligt sind, bekommen Sichtbarkeit (von der Ernte auf dem Feld, über die Weiterverarbeitung, bis zur Zubereitung). Der öffentliche Raum bietet den idealen Rahmen, um kollaborative Prozesse als Mittel zur nachhaltigen Gestaltung unserer Umwelt zu initiieren.

 

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Regionalentwicklung der EURAC Research wird Fiumicina durch einen partizipativen Prozess verbessert, der seit 2024 aktiv ist, um ein zukünftiges Managementmodell zu entwerfen und zu gestalten.

Juli 2022 – Eine Offene Küche am Fluss 

 

Fiumicina initiert als erste Phase im Juli 2022 gemeinsam mit Bewohnerinnen und Expertinnen entlang des Flussufers der Eisack eine 3-tägige improvisierte Küche sowie drei Workshops zu den Themen: bauliche Improvisation, spontane Kräuter am Fluss und experimentelles Kochen und Backen.

 

Vom 27. bis 29. Juli 2022 entsteht eine improvisierte Küche am Flussufer. In drei sinnlichen, kulinarischen und gestalterischen Workshops teilen wir Rezepte mit wilden Kräutern, Wurzeln und Brot und probieren experimentelle Zubereitungsweisen mit Feuer und Ton aus. Neben einem Ort der Zubereitung ist die Küche auch ein Ort der Begegnung, und das Kochen wird zum Anlass für Austausch. Fiumicina lädt ein, den städtischen Naturraum zu erkunden und während der Zubereitung von einfachen Speisen gemeinsame Potenziale, Bedürfnisse und Wünsche für einen neuen öffentlichen Ort am Fluss zu diskutieren.

Juni 2024 – Experimente mit der Sonne – Öffentliches Programm

 

Im Jahr 2024 kehrt Fiumicina nach Bozen zurück, um eine offene Solarküche zu ko-kreieren, die vorübergehend am Flussufer im Rahmen des öffentlichen Programms im Juni entsteht.

 

Während der öffentlichen Veranstaltungstage schlägt Fiumicina einen Weg der Mitgestaltung vor, bei dem traditionelle Kochtechniken unter Verwendung von Solarenergie erforscht werden. Dabei werden die Herkunft und der Bezug von Ressourcen hinterfragt und unterschiedliches Wissen über Lebensmittel in einen Dialog gebracht, um ein bewussteres und nachhaltigeres Nachdenken über die Verwendung und Zubereitung von Lebensmitteln zu fördern.

Dienstag, 18. Juni
Collective Building (I) des Solarkochers

 

Einführung in die Solartechnik, Kochen mit der Sonne, Installation des Solarkochers an der Talfer, Aufbau von Tischen und Sitzgelegenheiten.
Die Fiumicina, als offene Küche am Fluss, ist eine erweiterte, ortsspezifische Fluss-Stadt-Infrastruktur entlang der Talfer, also belastbar, anpassungsfähig und integrierbar. Gemeinsam wird eine experimentelle Solarkochstation gebaut, in der mitgebrachte oder am Ufer gesammelte Lebensmittel erhitzt und gekocht werden können. Die skulpturale Installation bietet den Teilnehmer*innen einen ersten Kontakt mit Solarenergie.

 

Mittwoch, 19. Juni
Collective Building (II). Der erste Kaffee

Gemeinsamer Bau des Solarkochers, Workshop Sonnenuhr, Details und Mechanismen des Betriebs und der Nutzung für das Kochen mit der Sonne.
Durch die spielerische Erkundung einer nachhaltigen und gesunden Art des Kochens fördern wir das Verständnis und die Interpretation der Witterungsbedingungen, der Bewegung der Sonne, was eine Anpassung an die natürlichen Gegebenheiten und im übertragenen Sinne einen bescheideneren und verantwortungsvolleren Umgang mit den Ressourcen nahelegt. Wir können uns vorstellen, dass sozialer und ökologischer Wandel ganz konkret in der Küche beginnen kann, indem wir unsere Beziehung zur Natur, insbesondere als Nahrungsquelle, neu überdenken.

 

14 Uhr

Der erste Kaffee

Verkostung eines mit Solarenergie zubereiteten Kaffees für alle Teilnehmer*innen.
(Bei Regen (14.00-16.30 Uhr): Lungomare (Via Rafenstein 12) diskursiv-handwerklicher Workshop)

 

Donnerstag, 20. Juni
Solarmenü

Kochtag zur Zubereitung eines kompletten Solarmenüs gemeinsam mit den Teilnehmer*innen, Vorbereitung der Zutaten, Experimentieren mit Kochmethoden (schmoren, kochen, backen, braten); Dokumentation der Rezepte und Methoden in Handouts und Anleitungsheften.
Wie sieht eine klimabewusste Ernährung eigentlich aus? Welche Zubereitungsmethoden kennen wir, die ressourcenschonend sind und wo müssen wir noch experimentieren und neue Lösungen finden (Kochen mit herkömmlichen methoden, Feuer, Biogas, Solar etc.)? Welche (fast vergessenen) lokalen Traditionen sind es wert, wieder näher betrachtet zu werden? Wie kann die Energie, die aufgebracht werden muss, kollektiv genutzt werden?
Der Workshop beginnt mit diesen Fragen, um mit der Erstellung eines Solarmenüs zu experimentieren und endet mit einer gemeinsamen Mahlzeit.

 

17 Uhr

Komm auf einen Snack!

Öffentliche Verkostung eines mit Solarenergie gebackenen Snacks (bei Regen wird die Veranstaltung auf Mittwoch, den 26.06. verschoben)
(bei Regen: Kräuterexpedition zur Erkundung und Sammlung städtischer Ressourcen).

 

Dienstag, 25. Juni

14.30–16.30 Uhr

Der gedeckte Tisch – Cyanotypie Workshop

Diskursiv-handwerklicher Workshop für alternative Drucktechniken zur Dekoration von Tischtüchern mit Sonnenlicht, solare Kochpraxis auf gedecktem Tisch.
Der Flussraum in Bozen ist wertvoll, weil er öffentlich ist. Er ist ein Zwischenraum für den Dialog zwischen städtischen, menschlichen und natürlichen Bedürfnissen. Fiumicina will diesen Raum nicht überformen, sondern den städtischen Flussraum behutsam einbeziehen, seine Qualitäten hervorheben und ihn ergänzen, um ihn zugänglich zu machen. Das bedeutet zum einen, dass Vorgefundenes, wie Steine und Baumstümpfe, genutzt werden und zum anderen, dass die fest installierten Elemente eine Durchlässigkeit für den Blick, das Wasser, die Wurzeln und Triebe behalten und so mit der Umgebung zusammenarbeiten.
(bei Regen: Lungomare (Via Rafenstein 12) diskursiv-handwerklicher Workshop für alternative Drucktechniken für Tischtücher, auf denen Rezepte und Gespräche gesammelt werden können.)

 

Mittwoch, 26. Juni
Solarmenü

Kochtag zur Zubereitung eines kompletten Solarmenüs gemeinsam mit den Teilnehmer*innen, Vorbereitung der Zutaten, Experimentieren mit Kochmethoden (schmoren, kochen, backen, braten); Dokumentation der Rezepte und Methoden in Handouts und Anleitungsheften.
Wie sieht eine klimabewusste Ernährung eigentlich aus? Welche Zubereitungsmethoden kennen wir, die ressourcenschonend sind und wo müssen wir noch experimentieren und neue Lösungen finden (Kochen mit herkömmlichen methoden, Feuer, Biogas, Solar etc.)? Welche (fast vergessenen) lokalen Traditionen sind es wert, wieder näher betrachtet zu werden? Wie kann die Energie, die aufgebracht werden muss, kollektiv genutzt werden?
Der Workshop beginnt mit diesen Fragen, um mit der Erstellung eines Solarmenüs zu experimentieren und endet mit einer gemeinsamen Mahlzeit.

 

17 Uhr

Komm auf einen Snack!

Öffentliche Verkostung eines mit Solarenergie gebackenen Snacks (bei Regen wird die Veranstaltung auf Mittwoch, den 26.06. verschoben)
(bei Regen: Kräuterexpedition zur Erkundung und Sammlung städtischer Ressourcen).

September 2024 – Drei Tage am Fluss – Festival 

 

Von Freitag bis Sonntag, 13. bis 15. September, präsentiert Lungomare das Festival Drei Tage am Fluss von Fiumicina. Eine offene Küche am Fluss, ein Projekt realisiert von Johanna Dehio, Mascha Fehse und Johanna Padge für FLUX – Aktionen und Raumerkundungen entlang der Flüsse, ein mehrjähriges Programm, das die Flusslandschaften Bozens aus künstlerischen, kulturellen und ökologischen Perspektiven beobachtet und aktiviert.

 

Das Festival Fiumicina. Drei Tage am Fluss lädt Menschen ein, die einzigartige Erfahrung des gemeinsamen Kochens im öffentlichen Raum zu teilen, wobei ausschließlich Solarenergie als Kochquelle genutzt wird. Während des Sonnenhöchststandes – zwischen 11 und 16 Uhr – können Besucher*innen je nach Stand der Sonnenuhr und dank der Anleitung durch die Initiatorinnen des Projekts und täglich wechselnder Kochgruppen ad hoc-Rezepte kochen lernen. Im Anschluss finden zwei Treffen mit Gästen und Expert*innen statt, bei denen über Kochen, Flüsse, Solarenergie, den öffentlichen Raum und Gemeingüter diskutiert wird, begleitet von selbstgekochten Verkostungen und Konzerten.

 

Küchen sind Orte, an denen Zutaten und Menschen zusammentreffen, wo Raum entsteht für Dialog und Fürsorge. In der Küche manifestiert sich ganz konkret und sinnlich unsere Lebensweise: was wir essen, für wen wir Essen zubereiten und mit wem wir unsere Mahlzeiten teilen. Aber was geschieht, wenn der Akt des Kochens von der privaten in die öffentliche Dimension übergeht?

 

Freitag, 13. September

Gemeinsam mit Fürsorge für die öffentliche Sphäre

 

13.00 – 16.00 Uhr

Transformative Buffet
Fiumicina lädt zum Workshop Solarkochen mit der Künstlerin Irene Lucas ein

 

17.00 Uhr
Präsentation der Rezepte und Verkostung

 

17.30 Uhr
Dialog zwischen dem Fluss und dem Kontrabass
River Concert mit Marco Stagni

 

18.00 Uhr
Gemeinsam mit Fürsorge für die öffentliche Sphäre – öffentliches Gespräch
Johanna Dehio (Designer), Francesca Gotti (Architektin), Hilary Solly (Anthropologin), Pasquale Bonasora (Präsident Labsus), Andrea Perini (Kulturdesignerin und Mitbegründer von MadreProject, Terzo Paesaggio)

 

19.00 Uhr
Dialog zwischen dem Fluss und dem Kontrabas
River Concert mit Marco Stagni

In einer Zeit, in der die Klimakrise unsere Beziehung zur Natur und die Nutzung ihrer Ressourcen auch für die Ernährung in Frage stellt, zeigt der dritte Tag des Festivals, wie das Bewusstsein für einen sozialen und ökologischen Wandel gerade auch in der Küche beginnen kann.
Mit welchem Bewusstsein können wir den gemeinsamen Akt des Kochens überdenken, indem wir uns mit den primären Ressourcen der Natur wie Wasser und Sonne eng und neu in Verbindung setzen?

Samstag, 14. September

Sonne, Menschen und Natur

 

13.00 – 16.00 Uhr

Edible Forms of Exchange
Fiumicina lädt zum Workshop Solarkochen mit der Künstlerin Paula Erstmann ein

 

17.00 Uhr
Sonne, Menschen und Natur – öffentliches Gespräch
Johanna Padge (Künstlerin und Designerin), Mascha Fehse (Architektin und Designer), Irene Lucas (Künstlerin), Johannes Reisigl (Künstler und Kurator, Teil von KlimaKultur), Ruth Heidingsfelder (Aktivistin, Teil von Scientists4Future & Climate Action South Tyrol)

 

18.00 Uhr
Präsentation der Rezepte und Verkostung

 

19.00 Uhr

Gitarre und Gesang: Selbstkomponierte Werke
River Concert mit Verena Mur

Fiumicina lädt CucinaCultura ein, anhand von Film, Musik, Theater und Performance über Essen und Kultur zu sprechen, insbesondere über Themen wie Migration, Wirtschaft, Klimawandel und Krieg. Dieser Sonntag, 15. September, ist ganz der indischen Kultur gewidmet.

Sonntag, 15. September

Der Flussraum und seine Umgebung

 

09.00 – 12.00 Uhr
Indian Sun-Kissed Snack
Fiumicina lädt zum Workshop Solarkochen mit Charumathi Seshagiri Rao ein

 

12.00 – 15.00 Uhr
Präsentation der Rezepte und Verkostung begleitet von Livemusik
North/South Indian fusion: Hindustani-Melodien begleitet von karnatischen Percussion-Sounds
mit Prakash Ramachandran and Sarada Barthi

 

In Zusammenarbeit mit Cucina Cultura

Die Designerin Johanna Dehio (*1984) arbeitet in unterschiedlichen Konstellationen an angewandten Forschungs- und Designprojekten im sozialen und kulturellen Kontext. Verschiedene Aspekte von Improvisation dienten immer wieder als Impuls und Inspiration für ihre Arbeit, die die Beziehung zwischen Mensch, Objekt und Raum als Thema hat. Alle Aspekte des Design sind auf das Lebensumfeld und die Situation des Menschen zurückzuführen und darin kontextualisiert. In mehreren Kooperationsprojekten bezieht sie sich auf das Kochen als Metapher für kulturelle Prozesse und nähert sich so komplexen Fragestellungen anhand von exemplarischen praktischen oder sinnlichen Erfahrungen. Sie lehrt an der Universität der Künste Berlin (UdK), der Freien Universität Bozen (unibz) und der HfbK Hamburg und hält Workshops und Vorträge.

Johanna Padge studierte Design und Kunst in Halle und Hamburg. Sie ist Tischlermeisterin und arbeitete im Handwerk und in Bildungsprojekten in Frankreich, Deutschland, Mali und Mosambik. Als Gestalterin setzt sie sich mit den Themen partizipative Gestaltung, Teilhabe und Stadtplanung auseinander. Ihre Arbeiten nehmen Form an in gestalteten Räumen, Ausstellungen, Publikationen, Archiven, Workshops und Gesprächen. Ihr Interesse gilt hier sowohl der sozialen als auch der gebauten Architektur, die sie als prozesshaft begreift.

Mascha Fehse lebt in Berlin und arbeitet zwischen Kunst, Architektur und Design. Ihre Arbeit befasst sich mit Fragen, die den öffentlichen Raum und Gemeingut betreffen. Sie konzentriert sich auf Auseinandersetzungen im Mikro-Maßstab, angewandte experimentelle Ansätze und einen Design-Diskurs, der Neugierde auslöst und Raum für eine Vielzahl von Perspektiven lässt. Ihre Arbeiten kreisen um soziale Konstellationen, infrastrukturelle Beziehungen, strukturelle Verbindungen, ökologische Abhängigkeiten, imaginative Assoziationen und konstruktive Spannungen und haben zu einer Reihe von kollaborativ produzierten und sozialen Räumen geführt.

Jahr

2022 – ongoing

Künstlerische Leitung

Angelika Burtscher, Daniele Lupo

Ein Projekt von

Lungomare

Im Rahmen von

FLUX – River interventions and explorations

Ort

Bozen

Grafik-Design

Chiara Cesaretti, Linsey Dolleman, Cecilia Tommasi

Produktion und Koordination

Paola Boscaini, Elisa Del Prete, Ada Keller

Künstler:in

Johanna Dehio, Johanna Padge, Mascha Fehse

Fotodokumentation

Paola Boscaini, Elisa Cappellari, Asia De Lorenzi

Mit der Unterstützung von

Provincia Autonoma di Bolzano-Dipartimento Cultura, Comune di Bolzano-Ufficio Cultura, Regione Autonoma Trentino-Alto Adige, ifa - Institut für Auslandsbeziehungen, Fondazione Cassa di Risparmio, Hotel Laurin

In Zusammenarbeit mit

Institut für Regionalentwicklung der EURAC Research für den partizipativen Prozess